Eruropawahl 2024
„Das Beste, was passiert ist“: Europawahl-Appell von Prantl und Juncker
Warum die Wahl zum EU-Parlament so wichtig ist – ein prominenter Publizist und ein großer Europäer erklären es.
Hat Heimat einen Plural? Vertreterinnen und Vertreter der gesamten Stadtgesellschaft waren am 20. März zur offiziellen Wiedereröffnung des Dortmunder Rathauses nach drei Jahren Sanierung in die Bürgerhalle gekommen. Festredner war der prominente Autor und Jurist Prof. Dr. Heribert Prantl, früher Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und regelmäßig als meinungsstarke Stimme in verschiedenen TV-Talkformaten zu sehen.
Ob Heimat einen Plural hat, wurde vor allem im Zusammenhang mit Menschen diskutiert, die mehrere Heimaten haben. Inzwischen führt der Duden dieses Wort. Es war ein ernster Moment in einer heiteren Feier, als Prantl seine eigene Antwort auf diese Frage fand: Wir brauchen Europa als Heimat, so wie wir Dortmund als Heimat brauchen. Sie lesen hier die Original-Passage aus Heribert Prantls Rede-Manuskript, verbunden mit der Bitte, am 9. Juni von Ihrem Wahlrecht bei der Europawahl Gebrauch zu machen.
„Dieses Europa der EU ist das Beste, was den Menschen im Ruhrpott passiert ist"
„Wir stehen vor den Europawahlen. Trotz alledem - trotz aller Ängste, die wir haben und die wir haben müssen; trotz aller Unsicherheiten, trotz aller Bedrängnisse und trotz aller Bedrohungen, die es gibt; trotz oder gerade wegen des Entsetzens, das der Krieg in der Ukraine auslöst. Wir müssen uns dessen bewusst sein: Dieses Europa der EU ist das Beste, was den Deutschen, den Franzosen und Italienern, den Österreichern und den Dänen, den Polen und den Spaniern, den Tschechen und den Ungarn, den Flamen und Wallonen, den Basken, Balten, den Bayern und den Menschen im Ruhrpott in ihrer langen Geschichte passiert ist. Mit diesem Bewusstsein müssen wir darangehen, dieses Europa zu stärken, daraus eine Lebens- und Gefahrengemeinschaft zu machen, eine umsichtige Friedensmacht und eine verantwortungsbewusste Wirtschaftsmacht. Das wäre, das ist dann die Heimat Europa. Die Menschen brauchen die Heimat, sie brauchen das Heimatgefühl an der kommunalen Basis; und sie brauchen ein Heimatgefühl in Europa. Es wäre wunderbar, wenn die Europawahl am 9. Juni dieses Gefühl stärken könnte. Das, und nicht einfach nur Aufrüstung, das wäre dann die Zeitenwende."
Der frühere EU-Kommissions-Präsident und luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker besuchte Dortmund im vergangenen Monat. Er trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein und nahm im Konzerthaus den Preis für Völkerverständigung entgegen. Juncker sieht eine wachsende Bedeutung Europas vor dem Hintergrund der Bedrohung durch den Ukraine-Krieg.
„Mit dem Krieg in der Ukraine ist alles anders geworden"
Juncker: „Manchmal ringt man nach Erklärungen, die für Europa sprechen. Das ist immer schwierig gewesen, weil Europa ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist jetzt etwas einfacher geworden. Dramatischerweise, weil es wieder Krieg in Europa gibt. Daran haben wir uns lange gewöhnt, an diese friedliche, kontinentale Stimmung. Jetzt, mit dem Krieg in der Ukraine, ist alles anders geworden. Die Friedensdividende, die es Anfang der Neunziger Jahre gab, ist aufgebraucht. Wenn jetzt am 9. Juni, die Europawahl stattfindet, ist das der Tag, an dem man durch Wahlbeteiligung dokumentieren und für jeden einsehbar. machen kann, dass wir zu Europa stehen. Weil es für Europa keine tragfähige und belastbare Alternative gibt."
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