Freizeit
Rezepte mit außergewöhnlichen Zutaten gibt es in der Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums
Festtagsrezepte zu Fischotter oder Grünkernbratling von 1900: In der Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums gibt es Kulinarisches, Kurioses und oft neue Erkenntnisse in einer Sammlung von 15.000 Titeln deutschsprachiger Kochbücher.
Die Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums am Ostwall, direkt gegenüber vom Adlerturm, ist besonders vor Festtagen gut besucht. Der junge Mann, der hier fast zwei Stunden in den randvollen Archivschränken stöbert, ist auf der Suche nach einem perfekten Festtagsessen: Es will seine Familie bekochen, in der alle unterschiedliche Vorlieben haben und deutscher sowie griechischer Abstammung sind.
Mira van Leewen, Leiterin des Kochbuchmuseums, hat über 15.000 Titel in den grauen Archivschränken, in denen er suchen könnte. Sie empfiehlt ihm, auch einen Blick in die klassischen bürgerlichen Kochbücher um 1900 zu werfen, zum Beispiel von Marie Hahn oder Lina Morgenstern - oder von der Dortmunder Kochbuchautorin Henriette Davidis, zu deren Ehren das Museum 1988 im Westfalenpark gegründet wurde. Derzeit ist nur noch die Bibliothek am Ostwall aktiv. Dort finden Besucher*innen auch neuere Themenbände für die festliche und weihnachtliche Küche. Lexika, Ratgeber, Erziehungsschriften, allgemeine praktische Kochbücher sowie Not- und Kriegskochbücher runden neben Broschüren, und handschriftlicher Rezepten die Sammlung ab.
Valentin-Special: Liebeskräuter und Liebesbräuche, 14. Februar, 18 bis 20 Uhr: Lydia Pokall (Ernährungsberaterin und Kräuterfachfrau) lädt zum Vortrag mit Verkostung. Von Bilsenkraut über Liebstöckel bis Zimt stellt sie zahlreiche Heilpflanzen vor, die als Liebespflanzen in Mythologie, Brauchtum und Aberglaube bekannt sind. Anmeldung unter kochbuchmuseum@stadtdo.de oder 0231 50-25742, 3 Euro pro Person.
Kochbuchflohmarkt und Gartenplausch am 28. März von 14 bis 18 Uhr: Flohmarkt mit ausgewählten Informationen aus dem historischen Buchbestand zum Pflanzen von Blumen, Gemüse und Kräutern. Wer fündig wird, kann gegen eine kleine Spende an die Henriette-Davidis-Gesellschaft e. V., die das Museum unterstützt, ein Kochbuch aus dem doppelten Bestand erwerben.
Bratling statt Gans: Vegetarische Küche war schon vor über 100 Jahren „in“
Mira van Leewen und Ehrenamtliche (die immer wieder gesucht werden) beraten hier an jedem Mittwoch. Die Auswahl im Bestand ist riesig: Es gibt fette Bratenrezepte, Themenbücher über diätische oder leichte Küche und auch vegetarische Rezepte. Ein Band mit Rezepten zu Grünkernbratlingen oder Festtagsbraten aus Linsen stammt aus dem Jahr 1916. „Es gab eine große vegetarische Reformbewegung schon um 1900, als sich ein neues Gesundheitsbewusstsein entwickelt hat“, erklärt Mira van Leewen.
Wissenswertes über gesellschaftliche Trends
Im Fundus stehen nicht nur Rezepte, sondern auch viel Wissen über die Gesellschaft und deren Verhalten und Vorlieben. Wissenschaftler*innen sind hier oft auf der Suche nach verschiedensten Themen. Die Sammlung beschäftigt sich zum Beispiel mit dem entstehenden Frauenbild um 1900, denn anhand der bürgerlichen Kochbücher kann man gut das Frauenverständnis der Zeit nachvollziehen. Oder ganz Pragmatisches: Trends zur Gestaltung eines Festtagstisches, wie zum Beispiel einen Tischläufer, den auch schon Henriette Davidis erwähnte.
Oder die Leser*innen erfahren, dass die Gans mit Rotkohl in der westfälischen Küche erst im 20. Jahrhundert erwähnt wird. „Hier gibt es 150 Jahre alte Rezepte, in denen Tiere verarbeitet werden, die wir heute nicht mehr Weihnachten essen würden, wie zum Beispiel Fischotter oder Schildkröte“, sagt Mira van Leewen.
Was der junge Mann seiner Familie zu Weihnachten kocht? Mira van Leewen weiß es nicht. Er verließ immerhin mit einigen Ideen aus verschiedensten Büchern zufrieden die Bibliothek. Auch sie selbst genießt gerne gutes Essen, „unterschiedliche Farben beim Essen zu haben, unterschiedliche Haptik - Knuspriges, Weiches, das man sich auf der Zunge zergehen lassen kann“, schwärmt sie. Festlich und aufwändig muss es allerdings nicht sein, ihr geht es um das gemeinsame Erlebnis. Inspiration findet sie in der Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseum ins Dortmund schließlich genug.
Erreichbar ist die Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums mittwochs von 10 bis 14 Uhr (jeden 1. Mittwoch im Monat von 10 bis 17 Uhr) am Ostwall 60, 4135 Dortmund, telefonisch unter 0231 50-25742 oder per mail: kochbuchmuseum@stadtdo.de , dortmund.de/kochbuchmuseum