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K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten: Dr. Knopf raspelt Süßholz

In dem neuen Format „K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten“ stellt Rombergpark-Direktor Dr. Knopf auf dortmund.de jeden Monat ein Pflanzen-Highlight aus seinem Riesenreich vor: Wissenswertes, Hintergründiges, Anekdotisches, Verblüffendes oder Praktisches über die Schönheiten der Natur.

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K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten: Süßholz raspeln mit Dr. Knopf.

Er ist der Chef von Dortmunds grünem Schatz: Seit zehn Jahren leitet Dr. Patrick Knopf (50) den Botanischen Garten Rombergpark, Deutschlands Nummer eins unter den botanischen Anlagen. Rund 1,2 Millionen Menschen pro Jahr besuchen den 69,2 Hektar (das sind 97 Fußballfelder!) großen Garten mit seinen über 100.000 Pflanzen und einer Vielfalt von 11.000 bis 12.000 Sorten und Arten.

Rombergpark-Direktor Dr. Patrick Knopf selbst ist ein grüner Großmeister: Der gebürtige Aplerbecker hat erst Gärtner gelernt, später Botanik an den amerikanischen Elite-Unis Yale, Harvard sowie Berkeley studiert und gelehrt. Ab sofort blüht uns was: Aus jedem Gewächs sprießt eine Geschichte, jede Staude ist eine Story. Das Pflanzen-Thema im Monat Oktober hat das Motto: Dr. Knopf raspelt Süßholz.

Wenn das Leben dir eine Plage gibt, mach eine Pflanze draus. Auch darin hat Dr. Knopf einen Doktortitel. Beispiel: Für die aktuelle Pflanze des Monats ließ er sich durch die Schneckenplage des Gartenjahres 2024 inspirieren.

Dr. Knopf: „Schnecken sind nun wirklich nicht beliebt. Aber es gibt eine Schnecke, die viele von uns mögen: die Lakritz-Schnecke. Und wo kommt das Lakritz her? Aus dem Süßholz, unserer Pflanze des Monats Oktober.“

„Speziell und schön“

Auf den ersten Blick erscheint das strauchartige Gewächs etwas unscheinbar. Aber für den Chef-Botaniker ist es „speziell und schön“. Weniger die Blüten des Süßholzes, die sich von Juni bis August bilden, haben es ihm angetan, als die aktuell sichtbaren stacheligen Früchte.

Dr. Knopf: „Die stacheligen Hülsen dienen dazu, die Samen vor Fressfeinden zu schützen. Im Blütenstatus werden die Samen von Vögeln gefressen und verdaut. Wenn die Früchte im Herbst hart, holzig und stachelig sind und die Samen herausfallen, werden sie zwar immer noch von Vögeln gefressen, aber sie scheiden sie auch wieder intakt aus. Es ist skurril: Das Süßholz produziert Samen, der ausgebracht werden soll, packt sie aber gleichzeitig ein in einen stachligen kleinen Körper.“

Dr. Knopf erinnert die Süßholzfrucht an eine Waffe aus dem Mittelalter: „Man könnte meinen, das Süßholz ist der biologisch-vegane Morgenstern des Heilkräutergartens.“

Stichwort Heilkräuter. Der große Nutzwert des Süßholzes liegt nicht über, sondern unter der Erde. Aus seiner Wurzel wird die Süßigkeit Lakritze gewonnen.

Dr. Knopf: „Ursprünglich wurde die Süße der Wurzel nicht für Desserts oder Süßungsmittel verwendet, sondern als Medikament, das heilen sollte. Es hilft bei Geschwüren im Magen, im Darm oder auf der Haut. Andererseits kann der Verzehr von zu viel Süßholz auch schaden und zu Bluthochdruck oder Darmentzündungen führen.“

Rombergpark-Direktor Dr. Knopf mit einem Süßholz-Gewächs.
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister
Dr. Knopf mit einem Süßholz-Gewächs: Besonders die stachelige Frucht hat es dem Rombergpark-Direktor angetan.
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister

Lakritz-Lieferant und Ehestifter

Das Süßholz kann man übrigens problemlos im Topf auf der eigenen Fensterbank, dem Balkon oder auf der Terrasse anpflanzen. Ihre gesundheitsfördernde Wirkung entfaltet die Süßholzwurzel am einfachsten als Tee.

Herbst ist Erntezeit. Insofern ist der Oktober ideal, um die Lakritze aus dem Boden zu holen.

Lakritzschnecken-Liebhaber Dr. Knopf rät: „Nur einen Teil der Wurzel ausgraben, sonst stirbt die Pflanze. Dann die Wurzelstücke säubern.“

Daher kommt der Begriff „Süßholz raspeln“

Jetzt ist es an der Zeit, die Herkunft der Redewendung „Süßholz raspeln“ zu erklären. In diesem Fall ergibt sich die Sprachwurzel aus der Pflanzenwurzel.

Dr. Knopf: „Die gesäuberte Wurzel muss fein geraspelt werden, weil wir das Wurzelextrakt, die Inhaltsstoffe, gewinnen wollen. Nehmen wir also an, wir sitzen an langen Winterabenden beieinander an einem großen Tisch und raspeln die Süßholzwurzel. Dabei machen wir uns Komplimente und sagen uns Nettigkeiten. Im Mittelalter ist das so passiert und so manche Ehe ist beim Raspeln von Süßholz zustande gekommen. Daher kommt der alte Begriff vom ,Süßholz raspeln‘.“

Wer das ehestiftende, gesundheitsfördernde im Botanischen Garten Rombergpark besuchen möchte, findet die Heilpflanze im „Hortus Medicus“, dem Heilkräutergarten im nordwestlichen Bereich des Parks, nahe des Schulungszentrums.

K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten. Folge 1: Das Heidekraut

K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten. Folge 2: Der Bienenbau

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