Soziales
Stadt lässt Obdach- oder Wohnungslose nicht allein und bietet ein breites Unterstützungsangebot
In Dortmund gibt es verschiedenste Anlaufstellen für Obdach- und Wohnungslose und ein breites Unterstützungsangebot für Betroffene. Trotzdem steht die Stadt aktuell in der Kritik. Welche Hilfangebote hat die Stadt? Eine Zusammenfassung.
Das einwöchige Protestcamp "Schlafen statt Strafen" in der Dortmunder Innenstadt will vom 28. Januar bis zum 5. Februar auf das Thema Wohnungslosigkeit aufmerksam machen. Denn: Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit sind bundesweit drängende Probleme, die besonders in Großstädten, somit auch in Dortmund, eine zunehmende Herausforderung darstellen.
Auf der Pressekonferenz nach der Sitzung der Verwaltungsspitze am Dienstag, 31. Januar, gab Sozialdezernentin Birgit Zoerner einen Überblick über die umfangreichen Angebote, die es für Obdach- und Wohnungslose in Dortmund gibt: "Im Jahr 2017 haben wir uns bereits gemeinsam mit vielen Vereinen und Institutionen auf den Weg gemacht und das Netzwerk Wohnungslosenhilfe gegründet. Hier werden alle Angebote für Wohnungslose sowie für Menschen, die auf der Straße wohnen, gebündelt."
Die Hilfe für obdach- oder wohnungslose Menschen in Dortmund basiert seit Jahren auf einem Zusammenwirken von mittlerweile insgesamt 15 Trägern, Vereinen und Initiativen z. B. Träger der freien Wohlfahrtspflege, kirchliche Träger, Vereine und Initiativen, wie das Gasthaus, das Jobcenter, die FH Dortmund, und die Stadt Dortmund (Sozialamt, Gesundheitsamt, Ordnungsamt und Jugendamt).
Diese Akteur*innen im Netzwerk treffen sich regelmäßig, um Bedarfe und Lösungen für die obdachlosen Menschen zu besprechen und bundesweite Veränderungen und Entwicklungen zu beobachten. Dabei sind möglicherweise wichtige Erkenntnisse für Dortmund zu gewinnen. "Die Arbeit des Netzwerks hat die Situation von betroffenen Menschen deutlich verbessert", so Sozialdezernentin Birgit Zoerner.
Zahl der Wohnungslosen in Dortmund
Die Stadt schätzt, dass zwischen 500 und 600 Menschen in Dortmund obdachlos sind. Es gibt keine genauen Zahlen. Nach weiteren Schätzungen übernachten rund 30 bis 40 Obdachlose in der Innenstadt oder am Hauptbahnhof.
Unterstützungs- und Hilfsangebote
Das Netzwerk Wohungslosenhilfe bietet zahlreiche Angebote, um Obdach- oder Wohungslose von der Straße zu holen und bietet für jede*n der*die möchte, Unterkünfte. Die Angebote der Stadt garantieren, dass Menschen ohne Wohnung nicht ohne Hilfe bleiben – das bedeutet konkret: Niemand muss draußen schlafen, wenn er dringend Hilfe benötigt.
European Homecare GmbH
Diakonie Dortmund
Soziales Zentrum Dortmund e.V.
Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen NRW e.V
Wohnungen für Obdach- oder Wohnungslose
Außerdem hat die Stadt Wohnungen angemietet, um obdachlose Menschen unterzubringen. Zum einen sind das Wohungen, die über das "Wohnraumvorhalteprogramm" zur Verfügung stehen. Daneben gibt es das Konzept "Housing First", d.h. Menschen erhalten aus der Obdachlosigkeit sowie Drogenabhängigkeit direkt eine eigene Wohnung oder ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Diese Wohnungen werden über das Sozialamt verwaltet. Einigen Menschen hilft das, wieder auf den regulären Mietwohnungsmarkt zu kommen. In bestimmten Fällen vereinbart das Sozialamt auch - wenn gewünscht - eine Übernahme des Mietvertrages, damit keine Wohnungslosigkeit entsteht.
Kontrollen des Ordnungsamtes
Das Lagern, Campieren und Übernachten auf öffentlichen Straßen oder in Anlagen sei gemäß der "Ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt Dortmund" untersagt. Das betonte Oberbürgermeister Westphal bei der Pressekonferenz der Stadtspitze. "Diese Verordnung wurde 2013 vom Rat der Stadt beschlossen – und die gilt", so OB Westphal. "Die Mitarbeiter*innen des Ordnungsamts halten sich an dieses Recht, auf Basis einer Verordnung und sprechen dementsprechend Personen, die eben jenes im Stadtraum verfolgen, Verweise aus. Nach dieser Verordnung sind diese Delikte Bußgeld bewährt – es werden jedoch keine Verwarn- oder Bußgelder erhoben", erklärte der OB weiter.
Die Mitarbeiter*innen des Ordnungsamts suchen immer das Gespräch mit den Betroffenen und machen auf die Übernachtungsstellen und Hilfsangebote aufmerksam. Meist sind die Betroffenen kooperativ und verlassen die nicht gewünschte Schlafstelle. Es kommt aber auch vor, dass Platzverweise ausgesprochen werden müssen. Alle Maßnahmen werden immer mit der entsprechenden Sensibilität und mit einem der jeweiligen Situation angepassten Augenmaß durchgeführt. Zu dem Thema gibt es einen engen Austausch zwischen Ordnungsamt und Sozialamt.
OB stellt sich vor Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes
"Es ist nicht in Ordnung, dass das Ordnungsamt in ein schiefes Licht gestellt wird. Es ist auch nicht richtig zu behaupten, dass die Mitarbeitenden die Täter*innen seien, als seien sie das Problem. Sie machen ihren Dienst und das machen sie mit Umsicht und auch mit der richtigen Ansprache", stellt OB Westphal klar. "Wenn dann trotz mehrfacher Aufforderung gewisse Dinge nicht von der Straße geräumt werden, dann ist es rechtlich zulässig, dass das Ordnungsamt aktiv wird."
Wer sich aber trotzdem für ein Leben auf der Straße entscheide, der müsse dieselben Gesetze verfolgen, wie alle anderen auch. Westphal: "Wir haben volles Verständnis für das schwierige Leben auf der Straße. Doch wir in Dortmund haben eine gute Hilfsstruktur. Wer Hilfe sucht, wird sie in Dortmund bekommen."
"Housing First" ist nicht die Patentlösung
Zur Forderung, mehr Wohnungen in Dortmund für Obdachlose oder Wohnungslose bereitzustellen, betont Zoerner: "Da, wo es 'Housing First' im großen Stil schon gibt, ist Obdachlosigkeit nicht verschwunden. Dafür sind die Problemlagen – Drogenabhängigkeit, psychische Probleme - zu komplex. Auch über Länder wie Finnland wird berichtet, dass Menschen mit bestimmten Erkrankungen über dieses System nicht erreicht werden können.“ Es müsse vielmehr durchleuchtet werden, welche Hilfsangebote nötig beziehungsweise wie das Clearingverfahren aussehen muss, um Menschen wieder in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken. OB Westphal: "Die Hilfen müssen auch angenommen und akzeptiert werden."
Alle Interessierten und Helfer*innen sind im Netzwerk Wohungslosenhilfe willkommen
Die Stadt freut sich, dass viele Menschen sich um die Obdach- und Wohnungslosenhilfe kümmern und an deren Weiterentwicklung mitwirken möchten. Der dafür am besten geeignete Ort ist das Netzwerk Wohnungslosenhilfe, weshalb die Stadt die Organisator*innen des Protest-Camps eingeladen hat, ihre Initiative und ihre Ideen dort vorzustellen. "Jede*r, der*die hier Ideen, Anregungen, Kritik einbringen möchte, ist herzlich willkommen", betonte Sozialderzernentin Birgit Zoerner.
Hilfe für Frauen in Notlagen
Frauenhaus Dortmund
DROBS Drogenberatung - Soziales Zentrum Dortmund e.V.
Soziales Zentrum Dortmund e.V.
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