Ordnung & Stadtleben

Entlastung für Suchtkranke und den öffentlichen Raum: Neue Freifläche am Drogenkonsumraum

Ausweichfläche, aber kein Akzeptanzraum: Die Stadt Dortmund hat die Freifläche am Grafenhof Ecke Martinstraße gegenüber des Drogenkonsumraums angemietet, um dort eine Aufenthaltsmöglichkeit für Drogenkranke zu schaffen. Ein Ziel: Der öffentliche Raum soll deutlich entlastet werden.

Drei Männer auf der Ausweichfläche Drogenkonsumraum.
Holger Keßling und Andreas Schneider vom Gesundheitsamt und Robert Litschke, Leiter des kommunalen Lagezentrums (v.l.), stellten die neu hergerichtete Fläche vor.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Die Nutzer*innen des Drogenkonsumraumes werden durch das Umfeldmanagement, den Sicherheitsdienst des Konsumraumes, das Ordnungsamt und die Polizei angehalten, diese Fläche zur Pflege ihrer sozialen Kontakte und zur Überbrückung der Wartezeiten für die Nutzung des Konsumraumes zu nutzen. Menschenansammlungen insbesondere in den Bereichen Grafenhof, der Martinstraße und Teilen des Westenhellweges sollen dadurch deutlich verringert, die benachbarte Händler- und Anwohnerschaft entlastet werden.

Ausweichfläche Drogenkonsumraum
Enstanden ist eine freundliche, aufgeräumte Fäche mit überdachten Containern und Sitzgelegenheiten.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Holger Keßling, Leiter des Gesundheitsamtes, betont: „Die Entlastung greift natürlich in doppeltem Sinn: Auch den drogenkranken Menschen soll die Situation erleichtert werden. Es ist ja nicht schön, ungeschützt im Regen zu stehen oder Zeit in Hauseingängen zu verbringen. Auf dieser Fläche werden sie nicht vertrieben, hier dürfen und sollen sie sich aufhalten.“

Neuer freundlicher Zustand der Fläche

Ursprünglich sollte die Fläche durch einen privaten Investor bebaut werden. Wildwuchs machte sich in den letzten Jahren dort breit und führte zu einem eher unansehnlichen Eindruck der Örtlichkeit. Durch die neue Herstellung der Fläche und eine neue Zaunanlage entstand nun ein freundlicher und aufgeräumter Zustand mit zwei überdachten Containern, Toiletten und Sitzgelegenheiten. Diese ehemalige Brachfläche wird ab dem 10. Februar von Montag bis Sonntag jeweils bereits eine Stunde vor und eine halbe Stunde nach den Öffnungszeiten des „Cafe kick“ für die Nutzer*innen des gegenüberliegenden Drogenkonsumraums zugänglich sein.

Container auf dem Ausweichgelände des Drogenkonsumraumes.
Der Handel und Konsum von Drogen sowie Gewalt und Waffen werden auf dem Gelände nicht geduldet.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Klare Regeln und ein Sicherheitsdienst

Die Fläche gehört nicht zum Drogenkonsumraum „kick“ der aidshilfe dortmund e.V., Mieterin ist die Stadt Dortmund. Sie dient als Ausweich-Areal für die Einrichtung und ist ausdrücklich kein Akzeptanzraum. Auf der Fläche ist es nicht gestattet, mit Rauschmitteln zu handeln oder diese zu konsumieren. Ein Sicherheitsdienst sorgt während der Öffnungszeiten für die Einhaltung von klaren Regeln und achtet auf eine gemäßigte Lautstärke.

Auf der Fläche können die Nutzenden soziale Kontakte pflegen und die Wartezeit zwischen den Konsumvorgängen verbringen. Mitarbeitende des Umfeldmanagements und des städtischen Streetworks werden auf der Fläche sozialarbeiterisch tätig sein, um ihnen medizinische und suchttherapeutische Hilfsangebote zugänglich zu machen. Ferner leiten sie die Nutzenden in tagesstrukturierenden Maßnahmen zur Sauberhaltung der Fläche an.

Sonderstab entwickelte das Konzept

Dieses Nutzungskonzept ist unter Beteiligung von Fachleuten des Sonderstabes „Ordnung und Stadtleben“ von Oberbürgermeister Thomas Westphal entwickelt worden. Nach intensiver Planung und Beratung durch Expert*innen des Hilfesystems, der Polizei, des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), des Kommunalen Lagezentrums und des Gesundheitsamtes geht der Ansatz zur Entlastung des öffentlichen Raums nun in die Praxis über.

„Die Bereitstellung dieser Fläche soll einen spürbaren Mehrwert für die Anwohnenden, Gewerbetreibenden und Händler erzeugen. Natürlich werden drogenabhängige Menschen in der Innenstadt weiterhin sichtbar sein. Im Nahbereich des Drogenkonsumraums sollten sich Entspannungseffekte zeigen“, so die Einschätzung von Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Dialog mit allen Beteiligten

Dieser neue Feldversuch zur Verringerung der Nebengeräusche eines Drogenkonsumraums wird von allen beteiligten Expert*innen in der Anfangsphase intensiv begleitet und gegebenenfalls angepasst werden. Anwohnende und Gewerbetreibende im Nahbereich sowie der Cityring wurden im Vorfeld bereits zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Für deren Sorgen und Anregungen steht das Umfeldmanagement des Drogenkonsumraumes jederzeit zur Verfügung.

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