1.640 Projekte hat der „Konsultationskreis Einzelhandel“ seit 1999 beraten
Jubiläum mit 250 Tagungen: An diesem Gremium kommt kaum ein Supermarkt oder Handelsprojekt vorbei
Das Gremium ist kaum bekannt, hat aber ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um neue Supermärkte oder andere Handelsstandorte geht: der „Konsultationskreis Einzelhandel“.
Das Gremium garantiert eine abgestimmte Haltung zu neuen Projekten mit ganzheitlichem Blick auf das städtische und regionale Handelsgeschehen. Im März hat es zum 250. Mal getagt. Ins Leben gerufen hatte die Stadt den Konsultationskreis Einzelhandel (KKEH) vor 25 Jahren, erstmals im August 1999, mit der Verabschiedung des Gesamtstädtischen Einzelhandelskonzeptes durch den Rat der Stadt. Schon in den ersten Jahren standen wichtige Weichenstellungen zur Entwicklung des Einzelhandels in der Stadt und der Region an. Der Konsultationskreis hat sie konstruktiv begleitet.
Kernaufgabe des Konsultationskreises ist es, zur Neuansiedlung oder Erweiterung von Lebensmittelmärkten und anderen Handelsstandorten eine sachlich fundierte, zustimmende oder ablehnende Empfehlung zu geben. Bei Bebauungsplanverfahren oder bei Grundsatzentscheidungen wird eine Empfehlung an die politischen Gremien ausgesprochen. Bei vielen Bauanträgen fließt sie direkt in das Baugenehmigungsverfahren ein.
Der Kreis hat eine feste Zusammensetzung. Das garantiert eine kontinuierliche und an den Zielen des Masterplans Einzelhandel ausgerichtete Entwicklung innerhalb der Stadt. Den Masterplan Einzelhandel hat die Stadt per Ratsbeschluss im Juni 2023 zum zweiten Mal seit dem ersten Aufschlag 2004 fortgeschrieben.
Wer sitzt im Konsultationskreis Einzelhandel?
Zum Konsultationskreis gehören Vertreter*innen der IHK zu Dortmund, des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, der Gewerkschaft ver.di, der Wirtschaftsförderung und des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes. Er bündelt damit den Sachverstand zum Thema, garantiert unterschiedliche Blickwinkel und ermöglicht eine unter den verschiedenen Interessen abgewogene Empfehlung.
„Der Einzelhandel ist trotz aller Veränderungen im Konsumverhalten und in der Branche insgesamt immer noch eine wichtige Größe in der Stadtentwicklung und ein prägender Baustein für die Zentren“, sagt Stefan Thabe, der bisherige Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes. In der Dortmunder Stadtverwaltung habe man schon vor 25 Jahren die Notwendigkeit erkannt, Entscheidungen, die diesen Sektor betreffen, auf eine fundierte Basis zu stellen und den Konsens mit den anderen Akteuren zu suchen. Dies geschieht auch über die Stadtgrenzen hinaus mit dem Arbeitskreis Regionales Einzelhandelskonzept. Stefan Thabe war von 2011 bis 2019 Geschäftsführer dieses Gremiums.
Vom Lebensmittelmarkt bis zur Thier-Galerie
Zu den großen Einzelhandels-Projekten, über die der Konsultationskreis beraten hat, gehörten etwa die Ansiedlung der Thier-Galerie in der City sowie zahlreiche Projekte in den Stadtbezirkszentren, wie die Ansiedlung des Media-Marktes in Hörde. Thema waren häufig auch Lebensmittelmärkte: Der Kreis stellt für Dortmund eine fußläufig erreichbare Nahversorgung sicher.
Beispielhaft für die Arbeit ist der 2023 eröffnete Akzenta-Markt am Standort des früheren Stiftsforums in Hörde. Bereits ab 2014 wurden erste Anfragen für ein Einzelhandel an dieser Scharnier-Stelle zwischen dem alten Hörder Zentrum und dem Phoenix-See rege diskutiert. Als sich das Bauprojekt 2018 konkretisierte, befasste sich der Konsultationskreis ausführlich mit dem geplanten Lebensmittelmarkt. Das Ziel: Die Neuansiedlung sollte sowohl das Hörder Zentrum als auch die Verbindung zum See-Quartier stärken.
Weitere Projekt-Beispiele:
- Neuausweisung des Nahversorgungszentrums Schüren-Neu mit Ansiedlung des LIDL-Marktes in einem gemischt genutzten Neubau (Wohnen in den Obergeschossen)
- Modernisierung und Erweiterung des Nahversorgungszentrums Husen-Kurl mit Ansiedlung eines Drogeriemarktes
- Neubau Media Markt im Hörder Zentrum
- Ansiedlung EDEKA Löttringhausen nach Schließung des dortigen Aldi-Marktes
- Aktuell laufende Umgestaltung des ehemaligen Real-Marktes Aplerbeck-Ost
Der Konsultationskreis tritt in der Regel einmal pro Monat zusammen. In bald 25 Jahren hat er zu rund 1.640 Projekten eine konkrete Empfehlung ausgesprochen. Bei mehr als 75 Prozent handelte es sich um positive Empfehlungen, teils aber auch mit Modifikationen.