Ein Gewinn für beide Seiten: Fünf Jahre „Ausbildung im Quartier“

Viele Unternehmen finden nur schwer Nachwuchs. Gleichzeitig steigt die Zahl der Jugendlichen, die nach der Schule keinen Anschluss finden. Zwei Herausforderungen, denen Dortmund mit einem innovativen Konzept begegnet. In diesem Jahr feiert das Erfolgsprojekt „Ausbildung im Quartier“ fünftes Jubiläum.

Das Ziel des Projekts der Wirtschaftsförderung Dortmund: Schüler*innen von Haupt- und Gesamtschulen sollen möglichst direkt nach der Schule in eine duale Ausbildung starten – und zwar wohnortnah, im eigenen Bezirk. Dafür bringen zwölf Betriebsakquisiteur*innen der Wirtschaftsförderung die Schulen mit Unternehmen in der Nachbarschaft zusammen.

Damit Schüler*innen und Betriebe schon früh in Kontakt kommen und die Jugendlichen auch einen realistischen Eindruck vom Arbeitsalltag bekommen, lassen sich alle Seiten viel einfallen. Ein Malermeister aus Marten renovierte gemeinsam mit Schüler*innen der Hauptschule Kley deren Klassenraum – so erlebten die Jugendlichen ganz praktisch, was sie in der Maler- und Lackierer-Ausbildung erwartet. Die Bauunternehmung Bergmann und „Kocher Elektrotechnik“ unterstützen Schüler*innen der Hauptschule Scharnhorst dabei, eine selbstgebaute Hütte auf dem Schulgelände ans Stromnetz zu bringen.

Dazu kommen die klassischen Instrumente: Die Schüler*innen machen Praktika, besuchen die Betriebe und lernen deren Azubis kennen.

550 Schüler*innen erfolgreich in Ausbildung vermittelt

Es ist ein Einsatz, der sich auszahlt: Seit dem Start von „Ausbildung im Quartier“ haben rund 550 Schüler*innen aus den teilnehmenden Schulen eine Ausbildung begonnen.

Der Anteil derjenigen, die diesen direkten Weg ins Arbeitsleben wählen, stieg dabei in den vergangenen fünf Jahren um zehn Prozentpunkte von 18 auf 28 Prozent, bei den Hauptschüler*innen sogar von 19 auf 30 Prozent.

Noch immer entscheidet sich also das Gros der Schüler*innen dafür, nach dem ersten Schulabschluss weiter zur Schule zu gehen und eine (Fach-)Hochschulreife anzustreben (33 Prozent), weitere 32 Prozent wechseln ans Berufskolleg für einen höheren Bildungsabschluss. Doch der Anteil derjenigen, die direkt in Ausbildung gehen, wächst stetig. Die meisten (42 Prozent) entschieden sich im Ausbildungsjahr 2023/24 für einen Handwerksberuf, 31 Prozent für einen Beruf im Bereich Gesundheit, Pflege und Erziehung und 27 Prozent für eine kaufmännische oder industriell-technische Ausbildung.

Von der Gesamtschule ins LKW-Führerhaus

Dazu gehört auch Cevin Lotz. Als Schüler der Martin-Luther-King Gesamtschule kam er zum ersten Mal in Kontakt mit dem Dorstfelder Unternehmen August Alborn. Das Familienunternehmen transportiert mit seiner Flotte Autokrane, Lokomotiven und andere extrem schwere und große Lasten – bis hin zu kompletten Häusern. Cevin Lotz hat hier eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer begonnen.

„Ich bin total begeistert, ich liebe das Arbeitsumfeld“, sagt der 17-jährige Martener. Seine Aufgaben: die Lastkraftwagen pflegen und warten, be- und entladen, die Ladungssicherheit überprüfen – und die LKW auch fahren. „Das ist alles echt faszinierend – und nur gut zehn Minuten von zu Hause entfernt,“ so Cevin Lotz.

Seine Chefin Uta Alborn ist stolz auf Cevin, der seinen LKW-Führerschein bald in der Tasche hat. „Für mich ist ,Ausbildung im Quartier‘ ein ganz wichtiges Projekt. Wir bekommen in diesem Jahr sogar schon unseren dritten Azubi dank der Zusammenarbeit. Wir sind dadurch viel näher an die Schülerinnen und Schüler herangekommen und hatten die Chance, unseren Bereich besser vorstellen zu können.“

Auch kleine Betriebe sollen profitieren

Wegen des beachtlichen Erfolgs hat der Rat der Stadt Dortmund im vergangenen Jahr beschlossen, das zunächst als Modell gestartete Projekt zu verstetigen. Das Team der Betriebsakquisiteur*innen hat sich vorgenommen, künftig die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 8 noch stärker in den Blick zu nehmen. Darüber hinaus möchten sie in „ihren“ Quartieren gezielt kleine Betriebe ansprechen, damit auch diese von „Ausbildung im Quartier“ profitieren.

„Mit ,Ausbildung im Quartier‘ fördern wir direkt die Dortmunder Wirtschaft bei der Fachkräftegewinnung und unterstützen zudem Dortmunder Jugendliche bei ihrem Einstieg ins Erwerbsleben“, sagt Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung. „Durch den Einsatz der Betriebsakquisiteur*innen in den Schulen sind wir nah an den Schüler*innen, aber auch vor allem nah an den Betrieben in den Quartieren.“

Weitere Kooperationspartner gesucht

Ein wichtiger Partner des Projekts war von Anfang an die Atlas Schuhfabrik: Das Dortmunder Unternehmen sponserte Arbeitsschuhe für Schulpraktikanten, da vielen Familien die Anschaffung der benötigten Spezialschuhe nicht möglich ist. Die Wirtschaftsförderung freut sich über weitere Partner aus der Wirtschaft, die „Ausbildung im Quartier“ unterstützen.

Beteiligte Hauptschulen: Hauptschule am Externberg, Hauptschule Kley, Konrad-von-der-Mark Schule, Jeanette-Wolff-Schule, Schule am Hafen, Hauptschule Scharnhorst, Katholische Hauptschule Husen, Emscherschule

Beteiligte Gesamtschulen: Martin-Luther-King Gesamtschule, Gesamtschule Gartenstadt, Gesamtschule Scharnhorst, Gustav-Heinemann Gesamtschule

wirtschaftsfoerderung-dortmund.de

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