Newsroom

Friedhöfe

Letzte Ruhe mitten in der Natur: Dortmunds besondere Grabstellen

Mehr Bewegung in der letzten Ruhe: Schon lange wächst die Zahl der Menschen, die nicht mehr auf klassische Weise im Sarg ihre letzte Ruhe finden möchten - darauf reagieren die Dortmunder Friedhöfe mit Bestattungsangeboten an neuen Orten. So können Angehörige ihre Liebsten etwa unter einem Obstbaum oder einer Weinrebe bestatten lassen.

Im Sarg mit eigenem Grabstein - so sah die klassische Beisetzung in den meisten Fällen aus. Seit 2001 gibt es in Dortmund mehr Urnenbestattungen als Erdbeisetzungen im Sarg und der Wunsch nach pflegeleichteren und naturnahen Gräbern ist weiter im Trend. Auf diese Entwicklung reagierten die städtischen Friedhöfe schnell: Seit 2006 gibt es das erste Obstbaumgrabfeld in Dortmund. Mittlerweile kann die letzte Ruhestätte ganz anders aussehen als ein Reihengrab mit Blumenschmuck - sogar eine Weinrebe können Angehörige seit 2020 in Holzen als Grabstelle wählen.

Frau zündet Kerze an Obstbaumgrab an.
Bild: Stadt Dortmund / Kira Hibbeln
Wer eine besondere Form der Bestattung direkt in der Natur wünscht, findet auf dem Kemminghauser Friedhof ein Obstbaumgrabfeld.
Bild: Stadt Dortmund / Kira Hibbeln

Grabmale mitten in der Natur

Von 32 städtischen Friedhöfen bieten bereits zwölf die Obstbaumbestattung an - neuerdings auch der Friedhof an der Kortenstraße in Dortmund Aplerbeck. Hier haben Auszubildende ein Obstbaumgrabfeld angelegt. „Wir haben das Konzept ständig weiterentwickelt. Allein 2023 wurden 161 Menschen auf unseren Obstbaumfeldern beigesetzt", sagt Wolfgang Närdemann von den Friedhöfen Dortmund, der die Auszubildenden angeleitet hat. "Auch für die neue Anlage wurden bereits vier Grabstellen verkauft."

Amphibienteich auf dem Friedhof

Obstbaumgräber sind nicht nur für Angehörige und Friedhofsbesucher*innen ein zusätzliches Angebot. Sie sind auch eine Bereicherung für die Tier- und Pflanzenwelt. Ein weiteres gelungenes Beispiel: Der Friedhof Wischlingen liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des bedeutenden Naturschutzgebiets „Hallerey“. Der NABU empfahl eine Anlaufstellen für Amphibien zu schaffen. Gesagt getan - die Obstbaumgrabfeld wurden um einen Amphibienteich erweitert.

Nicht anonym, aber pflegefrei

Noch zu Lebzeiten machen sich viele Menschen Gedanken darum, dass ihre Hinterbliebenen später viel Zeit und Geld in die Pflege eines Grabes investieren müssen und wünschen sich häufig eine anonyme Bestattung, um nicht zur Last zu fallen. Hiermit haben Hinterbliebene wiederum zu kämpfen, da sie sich einen festen Ort zum Trauern wünschen und bei der anonymen Bestattungsweise nicht erfahren, wo genau der*die Verstorbene begraben wird. Was eine alternative Bestattungsform wie ein Obstbaumgrab besonders interessant macht: Die insgesamt 77 Obstbaumgräber sind für die Angehörigen pflegefrei und können als konkrete Trauerstelle namentlich ausgewiesen werden. Damit sind sie eine gute Alternative zur anonymen Bestattung.

Gernot Willeke
Geschäftsleiter der Friedhöfe Dortmund

Natürlich reagieren wir darauf und auch auf den Wunsch nach weniger pflegeintensiven Grabstätten. Unser Angebot erweitern wir kontinuierlich, um diesen Wandel abbilden zu können. Eine Sache bleibt unserer Erfahrung nach aber trotz allem gleich: Die meisten Menschen brauchen einen Ort, an dem sie trauern können und sich dem Verstorbenen nah fühlen.

Zwischen den Bäumen fühlen sich Trauernde und Friedhofsbesucher*innen kaum wie auf einem Friedhof, denn viele Bänke zum Verweilen und die Fußwege durch die Streuobstwiesen erinnern eher an einen Park. Um diesen Park-Charakter zu bewahren, sind zusätzliche Pflanzungen und das Ablegen von Grabschmuck nicht erwünscht. Bis zu vier Urnen finden an einem Obstbaum Platz.

Fast wie im Friedwald

Einen Friedwald gibt es in Dortmund nicht, Baumgräber in kleinen Wäldern auf den Friedhöfen jedoch schon. So wurden im Sommer 2024 gerade erst 53 neue Waldgräber in Dortmund Wickede geschaffen. Dort werden die Urnen in der Nähe alter Bäume beigesetzt - ähnlich wie bei einem Baumgrab in einem Friedwald. Bis zu zwei Verstorbene können an einem Baum bestattet werden. Anders als im Friedwald können Angehörige die vorhandenen Wege und öffentlichen Toiletten nutzen.

Auch andere Friedhöfe bieten bereits Waldgräber an. So hat der Nordfriedhof Waldgräber in einem Wäldchen an der westlichen Friedhofsgrenze zur ehemaligen Zeche Minister-Stein.

Grabarten auf Dortmunder Friedhöfen

Eine Übersicht darüber, auf welchen Friedhöfen Waldgräber und Obstbaumgräber vorhanden sind, finden Sie auf der Übersichtsseite der Dortmunder Friedhöfe.

Frau hält Trauben an einer Rebe in der Hand.
Bild: Stadt Dortmund / Stephan Schütze
In Dortmund Holzen gibt es Ruhestätten direkt unter Weinreben.
Bild: Stadt Dortmund / Stephan Schütze

Bestattung unter Reben

Trauern mit Blick auf Weinberge - das geht auch in einer Stadt, die eigentlich für ihr Bier bekannt ist. Unterhalb der Trauerhalle in Dortmund Holzen besteht seit 2020 die Möglichkeit der "Bestattung unter Reben" in Hanglage.

Aktuell arbeiten die Dortmunder Friedhöfe daran, die als Weinberg gestaltete Anlage mit 114 pflegefreien Urnenwahlgräbern noch zu erweitern, da das Angebot sehr beliebt ist.

Mittlerweile macht die Dortmunder Weinreben-Bestattung Schule. Die Friedhofsgemeinde in Schwerte hat die Idee aufgegriffen und bietet ebenfalls eine „Bestattung unter Reben“ nach Dortmunder Vorbild an.

Klassische Erdbestattung geht zurück

Über viele Jahre war die Erdbestattung im Sarg der Normalfall auf Deutschlands Friedhöfen, doch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Mittlerweile sind Urnenbeisetzungen die beliebtere Bestattungsart. Einen Überblick über die Bestattungen und Beisetzungen in Dortmund seit 1990 bietet das Open Data Portal der Stadt.

Text: Kira Hibbeln

Weitere Nachrichten

Mehr Nachrichten
zur Nachricht Dortmund pflegt neue Freundschaft auf dem afrikanischen Kontinent Dortmund pflegt neue Freundschaft auf dem afrikanischen Kontinent Mi 25. Dezember 2024
Bild: Adobe
zur Nachricht Dortmund 2024: Das Jahr geht – diese Bilder bleiben. Dortmund 2024: Das Jahr geht – diese Bilder bleiben. Mi 25. Dezember 2024
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Seine himmlische Idee steht auf dem Hansaplatz: Der Mann, der den Baum erfand Seine himmlische Idee steht auf dem Hansaplatz: Der Mann, der den Baum erfand Mo 23. Dezember 2024

Werner Basselmann hatte die Idee zum "größten Weihnachtsbaum der Welt" in Dortmund.

zur Nachricht Lückenschluss auf dem Bananenradweg: Freie Fahrt von „Im Defdahl“ bis zur Weißenburger Straße Lückenschluss auf dem Bananenradweg: Freie Fahrt von „Im Defdahl“ bis zur Weißenburger Straße So 22. Dezember 2024
Freie Fahrt auf dem Bananenradweg.
Bild: Stadt Dortmund / Leonardo Hering
zur Nachricht Dortmund trauert mit Magdeburg - Weihnachtsstadt setzt auf bewährtes Sicherheitskonzept Dortmund trauert mit Magdeburg - Weihnachtsstadt setzt auf bewährtes Sicherheitskonzept Sa 21. Dezember 2024

Nach den Vorfällen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember setzt Dortmund auf bewährtes Sicherheitskonzept.

zur Nachricht Mittelteil der Brücke „Haldensprung“ schwebt im Januar über Bahngleisen ein Mittelteil der Brücke „Haldensprung“ schwebt im Januar über Bahngleisen ein Fr 20. Dezember 2024
IGA 2027: Mittelteil der Brücke „Haldensprung“ schwebt über Bahngleisen ein.
Bild: Stadt Dortmund / Karin Molde
zur Nachricht #amtlich: Die EURO 2024 hat Dortmund international in ein anderes Licht getaucht #amtlich: Die EURO 2024 hat Dortmund international in ein anderes Licht getaucht Fr 20. Dezember 2024
Oberbürgermeister im Interview mit Stadtsprecher Michael Meinders
Bild: Niklas Kähler/Stadt Dortmund
zur Nachricht Lernen mitten im Leben: Uni zieht in die Dortmunder City Lernen mitten im Leben: Uni zieht in die Dortmunder City Do 19. Dezember 2024
Bild: Oliver Schaper/TU Dortmund
zur Nachricht Seine himmlische Idee steht auf dem Hansaplatz: Der Mann, der den Baum erfand Seine himmlische Idee steht auf dem Hansaplatz: Der Mann, der den Baum erfand Mi 18. Dezember 2024
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister
zur Nachricht Frequenz, Umsatz, Vielfalt: Dortmunds lebendige City Frequenz, Umsatz, Vielfalt: Dortmunds lebendige City Mi 18. Dezember 2024
Blick von oben auf die Einkaufsstraße Westenhellweg mit Geschäften und Passant*innen.
Bild: Anja Cord
zur Nachricht So ist die Stadtverwaltung Dortmund zwischen den Jahren für Sie da So ist die Stadtverwaltung Dortmund zwischen den Jahren für Sie da Di 17. Dezember 2024
Zwei Personen sitzen in einem Büro und arbeiten am Computer
zur Nachricht Verschenke Dortmund: Kreative Weihnachtsideen für jedes Budget Verschenke Dortmund: Kreative Weihnachtsideen für jedes Budget Mo 16. Dezember 2024
Drohnenaufnahme mit Blick von oben auf das Dortmunder U im Vordergrund. Weitere Gebäude der Stadt Dortmund im Hintergrund.
Bild: Roland Baege
zur Nachricht Jetzt kostenlos beantragen: Dortmund-Karte bringt Rabatte für Freizeit und Kultur Jetzt kostenlos beantragen: Dortmund-Karte bringt Rabatte für Freizeit und Kultur Mo 16. Dezember 2024
Ein älterer Mann und ein Kind machen zusammen ein Selfie vor dem Giraffengehege des Dortmunder Zoos.
zur Nachricht Von Italo-Schlager bis Schlagerrap: Das Juicy Beats 2025 serviert feinste Fusionküche Von Italo-Schlager bis Schlagerrap: Das Juicy Beats 2025 serviert feinste Fusionküche Fr 13. Dezember 2024
Bild: Juicy Beats
zur Nachricht K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten: Fichte sticht, Tanne nicht K(n)opfkino aus dem Botanischen Garten: Fichte sticht, Tanne nicht Fr 13. Dezember 2024
Hombruch
Bild: Stadt Dortmund / Niklas Kähler