Filmreihe "Architektur und Film"
Das diesjährige Thema lautet "Wir bauen in den USA".
Die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen USA geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Es waren 13 mennonitische Familien aus Krefeld, die sich damals in Pennsylvania niederließen. Die Welt auf der anderen Seite des Atlantiks wurde seit den ersten gewaltsamen kolonialen Eroberungen über Jahrhunderte von den imperialistischen Nationen begehrt. Insbesondere der nordamerikanische Kontinent wurde von unzähligen Europäerinnen und Europäern besetzt und mit der Aussicht auf berufliche Chancen und finanziellen Erfolg verbunden.
In Krisenzeiten sind Architekt*innen und Ingenieur*innen aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen aus Europa in die USA gegangen, oft ohne zurückzukehren. Die Filmreihe „Wir bauen in den USA“ erzählt Geschichten über die Architektur dieser Emigranten.
Von Johann Augustus Röbling im 19. Jahrhundert bis Karola Bloch, Cornelia Oberlander, Marcel Breuer und Mies van der Rohe im 20. Jahrhundert erzählen die ausgewählten Dokumentarfilme vom Leben dieser Menschen und ihren architektonischen Werken in den USA, die bis heute zum Teil als Ikonen der US-amerikanischen Stadtlandschaft bewundert werden. Von New York nach Chicago, von New Hampshire nach Massachusetts und schließlich bis über die Grenzen nach Kanada führt die filmische Reise von Brücken zu Wolkenkratzern und von Wohnanlagen zu Privathäusern. Damit wird ein breites Bild des architektonischen Erbes Europas in den USA gezeichnet.
05.11.2024, 19:30 Uhr
- Brooklyn Bridge
USA 1981 · 58 min · OF
Die Brooklyn Bridge ist eine Ikone des New Yorker Stadtbildes, die wie ein nicht alternder Superstar immer wieder im Film zu bewundern ist. Weniger bekannt ist, dass ein deutscher Architekt und Auswanderer sie konzipiert hat. Johann Augustus Röbling (1806-1869), der u.a. Architektur und Brückenbau an der Berliner Bauakademie studiert hatte, wanderte 1831 in die USA aus, wo er in Pennsylvania mit weiteren Deutschen Land kaufte und die bis heute als Saxonburg bekannte Siedlung Germania gründete. Nach der Konstruktion zahlreicher Aquädukte und Hängebrücken plante John A. Roebling – mit seiner Einbürgerung im Jahr 1837 verwendete er eine anglisierte Form seines Namens – ab 1865 die Brooklyn Bridge, die über den East River die Stadtteile Brooklyn und Manhattan verbinden sollte. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Washington Roebling das Projekt, erkrankte aber an der Caissonkrankheit. Schließlich konnte dessen Frau Emily Warren Roebling den Bau bis zur Fertigstellung sichern. Die prämierte Dokumentation erzählt die Entstehungsgeschichte der damals längsten Hängebrücke der Welt. - Verschiebung der Oberkasseler Brücke
D 1976 · 13 min · ohne Ton
Der Amateurfilmemacher Jupp Jäger dokumentiert die spektakuläre Verschiebung der Oberkasseler Brücke am 7. und 8. April 1976 in Düsseldorf. Der komplette Oberbau der Brücke samt Pylon und Schrägseilen mit einem Gesamtgewicht von 12.500 Tonnen wurde um 47,5 Meter stromabwärts an den Platz der alten Brücke gezogen.
- Karola Bloch - Und dann nimmt die Frau die Geschicke in die Hand
BRD 1982 · 43 min · OF
Die 1905 im polnischen Lodz geborene Karola Bloch glaubte an die Utopie des Bauhauses, wo sie Kurse besuchen durfte. Nach aktivem Widerstand gegen den Nationalsozialismus musste die begeisterte Kommunistin das Land verlassen. Ihr Exil führte sie und ihren Mann, den Philosophen Ernst Bloch, in die USA, wo sie als Architektin arbeitete und ihre Familie ernährte. Als sie 1949 zurückkehrte, fand Bloch eine temporäre Heimat in Leipzig und entwarf Typengrundrisse für Kindergärten und Kinderkrippen im Auftrag der Deutschen Bauakademie. Als im August 1961 die Berliner Mauer errichtet wurde, entschied sich das Paar, gerade auf Vortragsreise in der BRD, im Westen zu bleiben. Kein Wunder, dass 1982 die in Berlin tätige Dokumentarfilmemacherin Helga Reidemeister (1940-2021) die Initiative ergreift, die damals 77-jährige Architektin zu interviewen. Bloch und Reidemeister teilten die Begeisterung für Sozialismus und Feminismus. Bloch erzählt ihr von ihrem Leben und ihren Hoffnungen - Regular or Super - Views on Mies Van Der Rohe
CAN 2004 · 56 min · OmeU
Der Dokumentarfilm über den in Aachen geborenen Architekten beginnt mit dem Ende seines kreativen Schaffens: eine Tankstelle auf Nun‘s Island in der Nähe von Montreal, die er zwei Jahre vor seinem Tod konzipierte. Der produktivste Teil seiner Karriere kann aber hauptsächlich in den USA verortet werden. Nachdem 1932 die Ausstellung „Modern Architecture: International exhibition“ im MOMA die moderne Architektur in den USA weithin bekannt gemacht hatte, versuchten amerikanische Universitäten zunehmend, sich dieser Entwicklung anzuschließen. So bekam Mies van der Rohe 1936 ein Angebot zur Bewerbung an einen Lehrstuhl an der Harvard University und eines für die Leitung der Architekturabteilung am Armour Institute in Chicago, die er 1937 annahm. Nach der Gründung eines Architekturbüros in Chicago übersiedelte er 1938 endgültig in die Vereinigten Staaten. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger.
- City Dreamers
CAN·USA 2018 · 80 min · OF
„Eine Stadt zu bauen heißt, Dinge zu verändern“. Diese These der kanadischen Architektin Phyllis Lambert betont das riesige Potenzial, durch Städteplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur das alltägliche Leben der Menschen angenehmer zu machen. In diesem Sinne hat die Architektur der Städte eine politische Dimension. In „City Dreamers“ lädt uns der Regisseur Joseph Hillel zu einer Reflexion über den urbanen Raum ein, indem er vier Architektinnen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts portraitiert: Es sind die US-Amerikanerin jüdischer Herkunft Denise Scott Brown (*1931), die in London mit Frederick Gibbert Anfang der 50er arbeitet, bevor sie in Philadelphia mit Robert Venturi ihr Büro gründet; die Kanadierin jüdischer Herkunft Phyllis Lambert (*1927), die in den späten 40ern mit Mies van der Rohe am Seagram Building arbeitet; die britisch-kanadische Blanche Lemco van Ginkel (1923-2022), die mit 14 mit der Familie aus Großbritannien nach Kanada immigriert und in der Nachkriegszeit mit Le Corbusier in Marseille arbeitet; und die in Mülheim an der Ruhr geborene Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021), die mit ihrer Schwester und Mutter nach der Reichspogromnacht nach England floh und schließlich 1939 in die USA immigrierte. Oberlander studierte als eine der ersten Frauen in Harvard. Sie arbeitete im Anschluss als Landschaftsarchitektin u.a. mit den zwei Immigranten Louis Kahn und Oskar Stonorov in Philadelphia zusammen und gründete 1953 ihr eigenes Büro in Vancouver.
- Breuer´s Bohemia
USA 2021 · 73 min · OF
In Europa – und vor allem in Deutschland – ist Marcel Breuer (1902-1981) hauptsächlich als Designer bekannt. Er hatte in den ersten Stunden des Bauhauses in Weimar studiert und nach dem Studium die Möbelwerkstatt am Bauhaus Dessau geleitet. Mit seinen Möbelentwürfen wurde er schnell erfolgreich. In den USA wird er dennoch eher als Architekt erinnert. Das in Österreich-Ungarn in einer jüdischen Familie geborene Multitalent wurde 1933 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Nach Aufenthalten in Ungarn und in England ging er schließlich 1937 in die USA und bekam 1944 die US-amerikanische Staatsangehörigkeit. Dort arbeitete er zunächst im Architekturbüro des ebenso emigrierten Walter Gropius, machte sich aber bald selbstständig. Breuer konzipierte neben Museen und Geschäftshäusern zahlreiche Häuser an der nordöstlichen Küste der USA, die zur Privatbühne der Nachkriegsbohème wurden. Unterstützt wurde er von dem Industriellen Rufus Stillman, der drei Häuser für den kleinen Ort Lichtfield (Connecticut) in Auftrag gab. Der US-amerikanische Filmemacher und Kunsthistoriker James Crump lädt mit Interviews, historischen Fotografien und Luftaufnahmen zu einer intimen Entdeckung dieses Kreises in dem sich wandelnden sozialpolitischen Kontext der Zeit ein. Er ermöglicht eine visuelle Begegnung mit Breuers Architektur mit einem Fokus auf der Belebung dieser Häuser auf privater Ebene. Crump schafft ein Bewusstsein für Breuers Erbe in Bezug auf gegenwärtige Architektur und Design.
Preise
Veranstaltungsort
sweetSixteen-Kino im Depot
Anschrift und Erreichbarkeit44147 Dortmund
Veranstalter
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
Anschrift und Erreichbarkeit40221 Düsseldorf
Veranstaltungen an diesem Ort
sweetSixteen-Kino im Depot
"Ellbogen"Filmabend und Gespräch mit der Schauspielerin Jamilah Bagdach