Andrea Familari: "Relate – Talk with me"

Die Installation „Relate – Talk with me“ beleuchtet die wachsende Präsenz von Künstlicher Intelligenz (KI) in unserem Alltag und untersucht, wie unsere Beziehung zur Technologie unsere Beziehungen zu anderen Menschen prägt. Die interaktive Videoinstallation lädt dazu ein, sich mit einem Sprachbot zu unterhalten, der durch einen Avatar repräsentiert wird. Wie bei einer willkürlichen Begegnung auf einer Parkbank kann das Gespräch freundlich oder banal sein, beunruhigen oder nachdenklich stimmen.

In seiner früheren Arbeit hat Andrea Familari sich mit Zufälligkeit in menschlichen Beziehungen beschäftigt. Mit „Relate: Talk with me“ möchte er Begrenzung und Vorannahmen in technologie-vermittelten Beziehungen ausloten.

Der Aufstieg von KI-basierten Assistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant hat eine neue Form der Mensch-Computer-Interaktion hervorgebracht. Diese Systeme beantworten unsere Fragen, helfen uns bei der Organisation unseres Alltags und bieten in manchen
Fällen sogar emotionale Unterstützung. Neben den vielfältigen Vorteilen KI-basierter Systeme, wird ihre Entwicklung derzeit aber auch kritisch diskutiert. Einer der Kritikpunkte ist, dass Algorithmen Diskriminierung und Vorurteile erhalten oder sogar verstärken können – sei es durch voreingenommene Datensätze, einseitig besetzte Entwicklerteams oder durch den Ausschluss von Wissen, das nicht digital verfügbar ist.

Zudem begeben wir uns gleichsam in eine Feedbackschleife, wenn wir einem Bot beibringen, was wir mögen, was uns interessiert und wie wir gern kommunizieren. In dem Maße, wie er zunehmend unseren Erwartungen gerecht wird, kann er auch dazu beitragen,
unser Selbstbild und unsere Sicht auf die Welt zu verfestigen. Dies könnte unsere Fähigkeit beeinflussen, mit dem Unerwarteten umzugehen, zu improvisieren und Konflikte zu bewältigen – und letztlich verändern, wie wir lernen und Beziehungen eingehen.
Daraus ergeben sich wesentliche Fragen zur Natur menschlicher Beziehungen und zur Rolle, die Technologie dabei spielt, sie zu formen: Wie erzeugen Bots die Illusion zwischenmenschlicher Nähe? Welche Gewohnheiten entwickeln wir im Umgang mit diesen
Systemen? Wie beeinflusst dieser Dialog unser Selbstbild und die Wahrnehmung anderer? Und kann ein Bot so gestaltet werden, dass er unsere Vorurteile herausfordert und unsere Neugier weckt?

Mithilfe des Sprachbots untersucht Familari den Dialog als Kern von Beziehungen. Als Ausgangspunkt für eine Verbindung mit den Besucher:innen verleiht er dem Bot einen Teil seiner eigenen Identität: Der 3D-Avatar, der den Bot repräsentiert, basiert auf einem Scan von ihm selbst. Künstler und Publikum werden so gemeinsam Teil eines Experiments, bei dem sie beobachten können, wie sich ihr Verhalten gegenüber Maschine und Mensch unterscheidet und wo die Grenzen verschwimmen.

Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Projektförderung Neue Künste Ruhr aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen